Stand 07.11.2023
Zum 30. September wurden die letzten Fallenfänge im Borkenkäfermonitoring der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) erfasst. Bis in Lagen von rund 800 m üNN konnte der Buchdrucker auch heuer wieder meist eine 3. Generation anlegen. Dabei sah es zum Saisonstart im Frühjahr zeitweise nicht danach aus. Denn erst in der ersten Maiwoche setzte in den Lagen bis 800 m ü. NN der Hauptschwärmflug der Fichtenborkenkäfer ein. Auch in Lagen darüber gab es an mehreren Fallenstandorten deutliche Käferanflüge. Bayernweit registrierten wir ein sehr konzentriertes Schwärmen mit hohen Anflugzahlen oftmals über der Warnschwelle für Stehendbefall von 3.000 Käfern/Falle/Woche, insbesondere in den Regionen Bayerischer Wald, Frankenwald und Teilen des Fichtelgebirges. Aber auch die tieferen Lagen in Niederbayern entlang von Inn und Donau, die südliche Oberpfalz, das nördliche Schwaben und Teile Mittelfrankens verzeichneten wiederholt hohe Fallenfänge.
Der Kupferstecher war v.a. im Norden Bayerns zunehmend wieder am Befall beteiligt. Auch häuften sich Meldungen von Borkenkäferschäden an Douglasien- und Tannenverjüngungen. Dabei handelt es sich meist um den Furchenflügeligen Fichtenborkenkäfer (v.a. an Douglasie) und um Tannenborkenkäfer. Auch die Schäden an Tannenalthölzern durch die Tannenborkenkäfer nahmen stark zu. Der Lärchenborkenkäfer trat ebenfalls deutlich in Erscheinung.
Handlungsempfehlung: Zügige Aufarbeitung von Überwinterungsbäumen noch in diesem Jahr
- Die Fichten aus dem Sommerbefall zeichnen in den letzten Wochen mit Nadelverfärbung und –verlusten sowie mit Rindenabfall bei grüner und roter Krone.
- Nur ein Blick in die Rinde hilft im Herbst und Winter, um zu sehen, ob die Fichten noch Borkenkäfer befallen sind. Brechen Sie die Rinde auseinander und schauen Sie auch in tieferen Rindenschichten. Sind dort noch Borkenkäfer versteckt, ist eine rasche Aufarbeitung notwendig!
- Erst wenn die Fichtenkrone kahl und die Rinde stark ausgetrocknet ist, haben die Käfer die Fichte sicher verlassen. Dann ist aber auch die Chance verspielt, das Ausgangsniveau der Borkenkäferpopulation für das kommende Jahr abzusenken.
- Werden Fichten mit Borkenkäferbefall im Herbst nicht zügig aufgearbeitet, fällt die Rinde mit zunehmenden Frösten ab. Dies ist problematisch, da bei Rindenabfall die in der Rinde sitzenden Käfer „gezwungen“ werden, die Rinde zu verlassen. Bei warmen Temperaturen fliegen sie ggf. noch im Oktober und suchen sich einen neuen Überwinterungsstamm. Bei kühlen Temperaturen verbleiben sie in den abgefallenen Rindenstücken – zum Teil in mehreren Stockwerken - oder ziehen sich in den Boden zurück. Dort sind sie für eine waldschutzwirksame Aufarbeitung unerreichbar!
- Für die Ausgangslage 2024 ist es daher entscheidend, befallene Fichten schnellstmöglich aufzuarbeiten, um einen Rindenabfall zu verhindern! Suchen Sie intensiv im Herbst und Frühwinter nach Überwinterungsbäumen. Die investierte Zeit und Energie machen sich im kommenden Frühjahr bezahlt!
- Kontrollieren Sie auch von Tannen- und Lärchenborkenkäfer betroffene Bestände. Die Aufarbeitung ist die gleiche wie bei den Fichtenborkenkäfern! Allerdings ist die Entrindung nur im Larvenstadium sinnvoll, da sich die größeren Tannenborkenkäfer und der Tannenrüssler im Splint verpuppen und sich im entrindeten Stamm fertig entwickeln können.
Quelle: Auszug aus LWF- Blickpunkt Waldschutz Nr. 14/2023